# Architektonische Vedute
[Gemäldegalerie](https://smb.museum-digital.de/index.php?t=institution&instnr=12)
Inventarnummer: 1615
Beschreibung
Wollte man die Vorstellungen von Bildorganisation in der italienischen Frührenaissance mit nur einem einzigen Beispiel aus der Berliner Sammlung belegen, wäre diese Architektonische Vedute auszuwählen. Vergleichbar exzeptionelle Darstellungen des Raums gibt es lediglich noch in The Walters Art Gallery in Baltimore und in der Galleria Nazionale delle Marche in Urbino. Die Einzigartigkeit der Veduten innerhalb der Malerei des 15. Jahrhunderts kann deshalb nicht genügend hervorgehoben werden. Die Forschung hat für diese Bilder stets vorrangig theoretische Ansprüche betont. Man sah darin Demonstrationen zu den Vorschriften für zentralperspektivische Konstruktion und ideale, im Geiste des Humanismus formulierte Variationen urbaner Raumordnung. Die Architekturbücher des Leon Battista Alberti oder des Piero della Francesca, die Regeln Vitruvs und die Schriften des Augustinus über den Gottesstaat wurden interpretierend herangezogen und Parallelen zu den unterschiedlichen Typen des Bühnenbilds gefunden. Bemerkenswert erscheint die Ideenverbindung zu der illustrierten Abschrift von Euklids »De aspectum diversitate«, die 1458 für den Humanisten Francesco da Borgo San Sepolcro angefertigt wurde und sich in der Bibliothek von Federico da Montefeltre befand. Bei der Berliner Tafel wird zudem auf die genaue Übereinstimmung mit einer Beschreibung von Piers und Hafenanlagen in Francesco di Giorgio Martinis »Trattato di Architettura« hingewiesen, der wohl in Urbino begonnen wurde. Sie gilt als die – bewußt? – archaischste und unterscheidet sich auch in den Abmessungen von den übrigen Stücken. Die Komposition rechnet wahrscheinlich mit drei wechselnden Standpunkten des Betrachters. Dieser wird mittels einer gemalten Loggia von dem, so scheint es, begehbaren Bildraum getrennt. Vorgetäuschtes Kassettenwerk unten und an den Seiten bindet die Tafel andererseits als ein dekoratives Raumganzes unmittelbar in die Wohnwelt ein. Mit Sicherheit ein Spallierabild, konnte die konkrete Funktion bisher nicht nachgewiesen werden. Die Aufstellung vor einer Wandtäfelung ist anzunehmen; es deshalb für die Rückwand eines Ruhebettes zu halten, scheint akzeptabel. Einige Parallelen zu derartigen Perspektiven gibt es bei Intarsien. Ein Zentrum dieser Technik war Urbino, wo im reifen Quattrocento Mathematik, Baukunst, Innenausstattung und Malerei unter der Herrschaft von Federico da Montefeltre in Theorie und Praxis besonders eng miteinander verknüpft waren. Die Berliner Vedute stammt wahrscheinlich aus diesem Kulturkreis; als Schöpfer wurden daher Künstler in Betracht gezogen, die dort tätig waren: Piero della Francesca, Luciano Laurana, Francesco di Giorgio. Es sind nur Indizien, die für die Autorschaft des letzteren sprechen, wobei die Forschung offenläßt, ob er die Darstellung selbst malte oder ob sie nach einem Karton von ihm angefertigt wurde. Erhebliche Veränderungen in der Ausführung gegenüber der geritzten Vorzeichnung sprechen jedenfalls für eine eigenständige Arbeit. Die Neigung, Fragen nach der Autorschaft sowie nach Ort und Zeitraum der Entstehung der drei Stücke für künftige Erkenntnisse möglichst offenzuhalten, herrscht gegenwärtig vor.| Hannelore Nützmann
SIGNATUR / INSCHRIFT: Bez. links unten: SPUYT Fe. 1661
Eigentum des Kaiser Friedrich Museumsvereins
Material/Technik
Pappelholz
Maße
Bildmaß: 131 x 233 cm; Rahmenaußenmaß: 134 x 239,2 cm
___
- Hergestellt ...
+ wann: 1490-1500
## Links/Dokumente
- [Das Objekt bei SMB-digital](http://www.smb-digital.de/eMuseumPlus?service=ExternalInterface&module=collection&objectId=867142)
## Schlagworte
- [Gemälde](https://smb.museum-digital.de/index.php?t=tag&id=266)
___
Stand der Information: 2021-01-30 03:09:44
[CC BY-NC-SA @ Gemäldegalerie, Staatliche Museen zu Berlin](https://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/4.0/)
___
- http://www.smb-digital.de/eMuseumPlus?service=ImageAsset&module=collection&objectId=867142&resolution=superImageResolution#1043577